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Die ZeilVielen regionalen und überregionalen Besuchern der Mainmetropole ist die Zeil durch ihre Einkaufsmöglichkeiten und deren eindrucksvolle Architektur bekannt. Darüber hinaus kann die Einkaufsstraße allerdings auf eine lange Geschichte zurück blicken.

Ursprünglich ließ sich die Zeil außerhalb der ersten Stadtmauer Frankfurts finden. Noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts befand sich an dieser Stelle lediglich eine schlichte Zeile von Bürgerhäusern. Durch die Zustimmung des damaligen Kaisers wurde im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts mit einer großen Stadterweiterung begonnen, in deren Verlauf eine neue Stadtmauer errichtet wurde, um das neue Stadtgebiet zu bewehren. Seitdem hat sich der Straßenverlauf der Zeil erhalten. Sie verlief parallel zur alten Stadtmauer, der staufischen Stadtmauer aus dem 12. Jahrundert. Aus der baulichen Erscheinung dieser Zeit leitet sich auch der Name „Zeil“ her. Denn auf der Fläche zwischen den beiden Mauern entstand die so genannte Neustadt, die sich durch eine lockere, vergleichsweise weniger dichte Bebauung und suburbane Nutzungen charakterisierte. Zwischen den beiden romanischen Stadttoren, der Katharinenpforte und der Bornheimer Pforte, wurde auf der nördlichen Straßenseite eine größtenteils geschlossene Häuserfront errichtet, wobei im Süden der trockene Wehrgraben der alten Stadtmauer vorerst erhalten blieb. Die Erscheinung dieser Häuserzeile war namensgebend für den Straßenzug.

Umstrukturierung der Zeil im 17. Jahrhundert

Lange Zeit blieb das lose Ensemble aus solitär stehenden Höfen, Gaststätten und landwirtschaftlich genutzten Flächen in diesem Areal erhalten. Erst während des 17. Jahrhunderts fand eine entscheidende Umstrukturierung statt. Im westlichen Bereich der Zeil wurde die Hauptwache errichtet. Hierbei handelte es sich um eine Niederlassung mit eigenem Gefängnis der öffentlichen Stadtwache im barocken Stil. Die großflächigen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges hatte es überdauern können und dient heute, wenngleich geringfügig vom ursprünglichen Standort versetzt, als Café. Auf der gegenüberliegenden Seite im Osten, am anderen Ende der Zeil, wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Konstablerwache erbaut. Dieses Gebäude ist nicht erhalten geblieben, so dass sich am ursprünglichen Platz mittlerweile eine Freifläche befindet, auf dem Veranstaltungen wie wöchentliche Märkte ausgerichtet werden.

Die Zeil

Wie vielerorts im ehemaligen deutschen Reich und in Europa wurden auch in Frankfurt die alten, nicht mehr benötigten Wehranlagen abgeschliffen oder anderweitig genutzt. Im Bereich der heutigen Zeil wurden die Bereiche der Stadtmauern im Stil des Klassizismus umgestaltet, um nach englischem Vorbild Landschaftsgärten zu gestalten. Sie dienten als Flanier- und Naherholungsflächen für die Bewohner der dicht besiedelten und wenig begrünten Innenstadt. Die besondere bauliche Situation bezüglich der Erscheinung des Straßenzuges und der besonders tiefen Grundstückverläufe auf der Nordseite der Zeil führten zur Entwicklung eines beliebten Boulevards. Zwar wurden zwischenzeitlich auch auf der südlichen Straßenseite Bebauungen vorgenommen, doch die noch lange anhaltende Nutzung als Marktstätte wirkte in der Form nach, dass die Zeil einen ausgesprochen breiten Straßenverlauf aufweisen konnte. Zudem wurden auf der nördlichen Seite zahlreiche, bedeutenden Gasthöfe und Unterkünfte errichtet, so dass die Zeil zu einem belebten und beliebten Aufenthaltsort wurde. Hier fanden Gäste von Außerhalb Unterkunft und konnten auf kurzen Wegen die wirtschaftlich bedeutende Innenstadt erreichen.

Der Aufstieg der Frankfurter Zeil im 18. Jahrhundert

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden mit großem Aufwand prestigeträchtige Palais und andere Prachtbauten im jeweiligen Stil der Zeit errichtet. Weiterhin wurde der Fokus auf die Zeil durch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen im damaligen Reich verstärkt. Handel und Wirtschaft verlagerten sich zunehmend vom Zentrum in die Neustadt und der Bedarf an einer repräsentativen Prachtstraße war gegeben. Das bedeutete, dass sich an der Zeil nicht nur Gasthäuser befanden, sondern auch repräsentative Bauten der herrschenden Gesellschaftsschichten, exklusive Wohnbauten, eine Bibliothek und dergleichen öffentliche und halböffentliche Einrichtungen. Die klassizistischen Vorzeigebauten wurden zuungunsten der noch vorhandenen mittelalterlichen Gebäude ausgebaut und durch weitere Gebäude im zeitgenössischen Stil kunstvoll abgerundet. Diese Gebäudekonstellation schuf zusammen mit dem begrünten Flainierbereich auf dem Areal der vormaligen Stadtmauer einen weithin bekannten Ruf, nachdem die Zeil an Geschmack und Schönheit ihresgleichen suchte.

Die Zeil

Allerdings verlor die Zeil gegen Ende des 19. Jahrhunderts kurzzeitig deutlich an Beliebtheit, während die Kaiserstraße an deren Stelle trat. Der neu errichtete Bahnhof zog hoch frequentierte Geschäfte und namhafte Gastronomie in dessen unmittelbare Nähe. Durch intensive Baumaßnahmen wurden daraufhin die klassizistischen Gebäude der Zeil, mit ihren kleinteiligen Grundrissen, entfernt, um modernen, großen Kaufhäusern Platz zu machen. Zudem fand in Richtung Osten eine Verlängerung des Straßenverlaufs statt, womit die Zeil an die Friedberger Anlage angeschlossen wurde. Bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde das städtische Erscheinungsbild der Zeil deshalb maßgeblich modifiziert. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und den nachfolgenden wirtschaftlichen Einbrüchen veränderte sich auch die Besitzer- und Nutzungsstruktur der Zeil. Besonders gravierend stellten sich die Eingriffe durch die Nationalsozialisten dar, nicht nur aufgrund der Zwangsenteignung der ansässigen jüdischen Familien. Zudem blieb auch die Zeil nicht von den verheerenden Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges verschont. Wenngleich die Zerstörungen dort geringer ausfielen als in anderen Teilen der Stadt, wurde der Wiederaufbau mit einem gewissen Pragmatismus angegangen. Weder finanzielle noch logistische Grundlagen erlaubten einen hochwertigen, rekonstruktiven Wiederaufbau, so dass die historischen Gebäudestrukturen und Fassaden nicht erneut hergestellt wurden. Im weiteren Verlauf städtebaulicher Umbaumaßnahmen wurde die Zeil zeitgemäß nach dem Prinzip der autogerechten Stadt geplant.

Fehlplanungen und Korrekturen der verkehrstechnischen Optimierung der Zeil

Wie viele Maßnahmen in anderen Städten auch, die diesem stadtplanerischen Prinzip gefolgt waren, bedeutete eine verkehrstechnisch optimierte Ausrichtung dieses Areals nicht ausschließlich vorteilhafte Effekte. Aufenthaltsqualität und ansprechende architektonische Gestaltungen gingen zugunsten des ÖPNV und einer fließenden Optimierung des Individualverkehrs verloren. Nur mit großem Aufwand konnten diese „Fehlplanungen“ erst in den späteren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kompensiert werden. Durch Aufwertungen im öffentlichen Straßenraum und Umstrukturierungen der vorhandenen Nutzungen wurde versucht, den schwindenden Aufenthaltscharakter der Zeil zu reaktivieren und eine Abwertung, sowohl baulich als auch sozial, zu verhindern.

Ein weit beachtetes architektonisches Großprojekt hat nach der Jahrtausendwende maßgeblich zum neuen Image der Zeil beigetragen. Mit dem PalaisQuartier wurden vier individuelle Gebäudekomplexe realisiert, die das Erscheinungsbild des modernen Einkaufsboulevards prägen. Dabei handelt es sich um die Rekonstruktion und Neuinterpretation des Thurn & Taxis Palais ebenso, wie um die Umsetzung eines mehr als 130 Meter hohen Büroturms. Abgerundet wurde das Planungskonzept durch das Fünf-Sterne-Luxushotel Jumeirah und das gestalterisch anspruchsvolle Einkaufzentrum MyZeil mit seiner unverkennbaren Glasfassade.

Die Zeil wurde eine reine Fußgängerzone

In den 1970er Jahren wurde begonnen, den motorisierten Verkehr aus der Zeil zu entfernen. Durch weitere Planungen wurde der ÖPNV aus dem Straßenbild entfernt und unterirdisch neu eingerichtet. Dadurch hat sich die heutige Nutzung als reine Fußgängerzone etabliert. Hinzu kommt, dass durch öffentliche Investitionen das Straßenbild erheblich aufgewertet wurde. Somit erscheint die Zeil mittlerweile nicht nur durch hochwertige Straßenbeläge, sondern bietet durch großzügige Neupflanzungen einen Baumbestand, der auf absehbare Zeit attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten verspricht.

Neben der Kritik, dass sich in diesem Areal ein Gebiet entwickelt, dass aufgrund seiner Exklusivität bestimmte Nutzergruppen immer stärker ausschließen wird, erwarten sich die verantwortlichen Planer insbesondere Ausstrahlungseffekte auf die direkte Umgebung. Die Zeil und deren Planungsmaßgaben folgen den Schlagworten Hotel, Business und Einkaufen. Und diese Ambitionen scheinen derzeit aufzugehen. Die intensiven Aufwertungen und die Platzierung hochwertiger Einzel- und Großhändler, sowie eine attraktive Gastronomie führen, gepaart mit ansprechenden Freiraumgestaltungen, dazu, dass die umliegenden Quartiere ebenfalls eine sichtbare Aufwertung erfahren. Dies bedeutet nicht nur bemerkenswerte Mietsteigerungen, sondern führt zu großflächigen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen durch Eigentümer und private Investoren, aufgrund derer nicht zuletzt das städtische Erscheinungsbild dieser Stadtteile deutlich verbessert wird.

Diese planerischen Anstrengungen und kostenintensiven Umsetzungen scheinen sich für Frankfurt und die Zeil zu lohnen. Während Untersuchungen aufzeigen, dass klassische Einkaufsstraßen immer weniger frequentiert werden, konnte die Zeil im Jahr 2012 zu Spitzenzeiten mehr als 13.000 Besucher pro Stunde aufweisen. Aufgrund dieser Beliebtheit rangiert die Zeil souverän auf dem Spitzenplatz der deutschen Einkaufsmeilen. Damit qualifiziert sich die Zeil nicht nur als bedeutendstes Innenstadtprojekt Europas, sondern als interessantes, städtebauliches Ensemble und lässt mit Spannung erwarten, wie sich das Areal und das direkte Umfeld in Zukunft weiter entwickeln werden.